Sonntag, 2. Juni 2019

Händelfestspiele Halle 2019 starten mit "Julius Cäsar"

Am Freitag 31. Mai war es wieder so weit: die Halleschen Händelfestspiele starteten traditionell mit der vom Halleschen Opernhaus beigesteuerten Festival-Oper. Nachdem es die Bühnen Halle - weltweit wohl einmalig - vollendet hatten, alle Opern aus der Feder Händels einmal szenisch auf die Bühne gebracht haben, startete in diesem Jahr nun ein neuer Zyklus.

Zur Popularitätsskala seiner Opern passend, suchte sich das Opernhaus Halle für den Start des neuen Zyklus Händels "Giulio Cesare in Egitto" aus und lud zur Inszenierung desselben einen der bekanntesten, zugleich umstrittensten deutschen Vertreter des Regietheaters. Konwitschny kehrte damit nach Halle und zu den Händelfestspielen zurück, war er doch Ende der 1980er Jahre, damals gerade beginnender, Regisseur am Halleschen Theater.

Julius Cäsar (im schwarzen Anzug) und seine Truppen (im Blaumann)
in Ägypten, angedeutet durch 2 Pyramiden und ein paar Palmen.

Ein Markenzeichen Konwitschnys ist auch, dass er, wie seinerzeit auch Harry Kupfer, auf Deutsch als gesungener Sprache auch für alle seine Opern besteht. Nur ganz selten kann er sich mit dieser Forderung nicht durchsetzen. Dieser Eingriff in die Musik ist schon an sich ein schwerer, sind die Arien doch eindeutig für den deutlich schnelleren italienischen Duktus verfasst. Doch damit nicht genug: auch in einer anderen, entscheidenden Richtung war Konwitschnys Konzept historisch und eher an das Damals auch noch der 1980er angelehnt, als man noch meinte, dem Publikum keine Frauenstimme als Helden bzw. Mann "anbieten" zu dürfen. So wurden denn aus den beiden großen männlichen Widersachern Julius Cäsar und Ptomomäus Baritone. Das ist, gelinde gesagt, gewöhnungsbedürftig in heutiger Zeit, da man die Originaltonlagen im Ohr hat. Richtig schlimm indes wird es, wenn man dann nicht mal mit Baritonen auffährt, die in der barocken Gesangestechnik Erfahrungen haben, also die anspruchsvollen Koloraturen auch mit Leben füllen können. Das konnten indes beide nicht. Hinzu kamen deutlich hörbare Schwächen in der Höhe. Beide Kritikpunkte treffen leider auch auf die Frauen zu, die zuweilen deutliche Schwierigkeiten hatten. So war der Abend leider musikalisch alles andere als ein Genuss und als eine würdige Feier der vor kurzem mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichneten und damit nahegelegten Kompetenz.
Ptolomäus (rechts) und sein Ratgeber Achilla mit einer Schlange,
mit der sie Cäsar vergiften wollen.

Die Inszenierung indes war recht ansprechend. Man könnte jetzt sagen, 2 angedeutete Pyramiden und 3-4 Palmen sind ein bisschen wenig, um ein feierliches Ambiente zu schaffen. Das war auch in der Pause immer wieder zu hören. Allerdings spielt die Oper - wenig verwunderlich - nicht wirklich im antiken Ägypten, sondern allenfalls in seiner modernen Entsprechung, es könnte aber auch jedes andere Land sein. Man kommt jedoch auch immer wieder auf den Gedanken, dass es vielleicht doch die alte Zeit sein könnte, zum Beispiel wenn Vorkoster ins Spiel kommen und dann - auch noch mitten in einer von Cäsar gesungenen Prachtarie "Va tacito e nascosto" - an vergifeten Speisen (will doch Ptomomäus' Ratgeber Achilla Cäsar vergiften, um vom Herrscher Ägyptens als Lohn die Witwe der ermordeten Pompejus, Cornelia, bekommen) stirbt.
Sextus, der Sohn des Pompejus als Knabe und unter ihm der - SEINE (also Sextus') Arien
singende - abgeschlagene Kopf seines Vaters. 

Einen besonderen Einfall gilt es am Ende noch zu betonen: aus der Rolle des Sextus, des nunmehr waisen jungen Sohnes des Pompejus, macht die Hallesche Inszenierung in der Tat einen Knaben, der dann nur darstellerisch und sprechend aktiv wird, während die ihm zugewiesenen Arien der am Anfang der Oper Cäsar überreichte abgeschlagene Kopf des Pompejus singt. So wendet sich denn also Pompejus an seinen Sohn und impft ihm ein, den Mord an seinem Vater zu rächen. Das hat durchaus was. Und die Stimmlage der Partie des Sextus bleibt auch hoch. Wurde die Rolle des Knaben bei der Premiere 1724 von der Sopranistin Margherita Durastanti gesungen, war es in Halle der einzige Countertenor der Produktion: Jake Arditti, aber auch der gehört leider nicht zu den besten.

Bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass die ab nächstem Jahr folgenden Produktionen des zweiten Halleschen Opernzyklus wieder besser werden und an die Erfolge wie z.B. der letztjährigen Berenice anknüpfen.

Cornelia und ihr Sohn Sextus vor dem Grabstein des ermordeten Pompejus.


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