Freitag, 6. Juli 2018

Händel-Festspiele Halle 2018 Solistenkonzerte 2: Etwas mozartgetränkt erweckt eine stimmgewaltige Sophie Karthäuser Händels Angelica und Cleopatra zum musikalischen Leben (Festkonzert mit Capella Augustina)

Händelfestspiele Halle 2018

Festkonzert mit Sophie Karthäuser 
 

Capella Augustina
Musikalische Leitung: Andreas Spering

Sonntag 27.05.2018 Halle, Aula im Löwengebäude der Universität Halle

Sophie Karthäuser hat wahrlich eine beeindruckende, den Saal füllende Stimme. Scheinbar mühelos durchdringt und füllt sie ihn mit ihrem glasklaren Sopran.

Auf ihrem Teil des Programms stehen Opernarien aus den Händelopern „Giulio Cesare“ - mit der Klage-Arie „Piangerò la sorte mia“ der Cleopatra beginnt sie ihren Programmpart, im zweiten Teil folgt Cleopatras Arie „Se pietà di me non senti“ - und „Orlando“ (2 Arien der Angelica, gleich hintereinander zum Ende des 1. Teiles). Dazu kommt noch als Abschluss des Programms eine Arie der Clotilde aus „Faramondo“, einer der letzten Opern Händels „Combattuta da due venti“.

Begleitet wurde Sophie Karthäuser von der Capella Augustina unter der Leitung von Leitung von Andreas Spering, die seit vielen Jahren den Saal im Schloss Brühl bei Bonn mit Barockkonzerten bespielt. Spering und sein Orchester widmen sich Händels Konzertwerk, insbesondere seinen concerti grossi, was natürlich an sich schon einen vollen Konzertabend bzw. eine volle Matinee abgegeben hätte. (Wenn man es spaßig hinterfragen würde, könnte man nun fragen, was der Hauptteil und was die Begleitung war, also war es ein Concerti-grossi-Vormittag oder ein Festkonzert der Sopranistin.)

Das Orchester, das übrigens Spering selbst 1996 gegründet hat, hat über die Jahre seinen ganz eigenen Klang entwickelt, den ich als eher getragen und majestätisch beschreiben würde. Ganz sicher ist er nicht so inspiriert und inspirierend wie die LauttenCompagney oder das kammerorchester Basel oder gar Il Pomo d‘Oro, die man alle samt auch bei den diesjährigen Händelfestspielen erleben konnte. Aber es lässt den Feste begleitenden Charakter, den einige Concerti grossi ja hatten, sehr gut wiederauferstehen. Insofern ein sehr gelungener Einstieg in einen Festspielsonntag, der am selben Tag noch die szenische Umsetzung des „Parnasso in festa“ mit der Lautten Compagney in Bad Lauchstädt und am Abend die diesjährige Festspieloper „Berenice“ am Opernhaus Halle bot.

Sophie Karthäuser hat für ihren Programmteil sehr ansprechende Arien zweier bedeutender Frauengestalten Händels ausgewählt – Cleopatra und Angelica – und diese von Klage bis Kampf und Wut gestreut. Und zurecht wird ihre Stimme in ganz Europa gefeiert. Es ist ein Genuss, diese volle Stimme zu hören. Gefeiert wird sie insbesondere für Mozart-Interpretationen, und das ist auch, was man mit ihrem Namen verbindet. Und damit hätten wir auch das kleine Manko des Vormittags: dass sie so gern und viel Mozart singt, hört man leider auch durch, wenn sie Händel interpretiert. Ihr Stil ist ganz und gar nicht barock, sondern zeigt deutlich insbesondere die Legato-Züge der Händel folgenden Zeit. Dennoch war es beeindruckend von ihrem Stimmbild umflossen zu werden.

Dirk Carius



Fotos: Händelfestspiele Halle (c) Patricia Reese


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen