Händelfestspiele
Halle 2018
Festkonzert
mit
Julia Lezhneva und La Voce Strumentale
Julia Lezhneva und La Voce Strumentale
Werke von G. Ph. Telemann, C. H. Graun, A. Vivaldi, A. Corelli und G. F. Händel
Solistin:
Julia Lezhneva (Sopran)
La
Voce Strumentale
Musikalische
Leitung: Dmitry Sinkovsky
Mit
freundlicher Unterstützung der KATHI Rainer Thiele GmbH
Mittwoch,
06. Juni 2018 19:30 Konzerthalle Ulrichskirche
„Kleine
Frau – ganz groß“ hat man was Julia Lezhneva vollbringt schon
kurz zusammengefasst, aber meist wird sie doch die „Nachtigall von
St. Petersburg“ genannt. Und ganz sicher: beides ist richtig. Was
diese Frau aus ihrem nicht gerade üppigen Brustkorb zaubert ist kaum
in Worte zu fassen. Der Zuhörer ist verzaubert und starrt so
atemlos, wie es die Sängerin bei ihren lang ausholenden Koloraturen,
die sie AUS EINEM ATEMZUG heraus singt, eigentlich sein müsste.
Das
erste Mal beeindruckt hat sie noch im fernen St. Petersburg in einem
großen Wintergarten oder Gewächshaus, was man sich immer wieder
gern anschaut. Und sie hat sich gleich in jungen Jahren das richtig
große, richtig schwierige Repertoire rausgesucht – wie hier die
Arie „Son Qual nave ch'agitat'“ Riccardo Broschi, dem Bruder desgroßen Kastraten Farinelli, diesem in die Kehle geschrieben.
Inzwischen
ist Lezhneva unter den ganz Großen der Barockmusik angekommen, ist
regelmäßig Starsolistin in Prachtproduktionen aus dem Hause Cencic
(Parnassus Arts), wie jüngst in „Siroe“ des langjährigen
Dresdner Hofkomponisten Johann Adolph Hasse am Hofe des Sächsischen
Kurfürsten und Königs August III. von Polen, wovon man sich hier einen Eindruck verschaffen kann.
Auch hat sie inzwischen einen Exklusivvertrag beim immer noch führenden Klassiklabel - Universal Music bzw. dessen Tochter Decca. Hier hat sie zuletzt mit einem ersten Händel-Album regelrecht für Furore gesorgt. Von dem gab es auch an diesem Abend in Halle zu hören, natürlich, schließlich sang sie bei den Händel-Festspielen.
Aber natürlich durfte auch Musik des Lieblings- und Hofkomponisten Friedrich des Großen von Preußen - Carl Heinrich Graun - , dem Lezhneva ihr vorletztes Soloalbum gewidmet hatte, nicht fehlen. In feuriger Wut warf die kleine Frau aus in Rage geratener Liebhaber Postumio dem römischen Tyrannen Silla (in der gleichnamigen Oper von 1753) wahre Giftpfeile entgegen, er solle es nicht wagen, ihm seine geliebte Oktavia wegzuschnappen.
Auch in Halle tat Julia Michailowna Leschnewa, wie sie mit vollständigem Namen und in deutscher Transkription heißt, schon, auch im Solokonzert. Doch was sich diesmal in der Konzerthalle Ulrichskirche tat war einfach einmalig und wirklich phänomenal.
Natürlich: ein großer Künstler braucht auch ein gutes Orchester, damit am Ende was Großes rauskommt. Die große Simone Kermes kann inzwischen ein Lied davon singen, wie sehr man ohne ebenso meisterliche Unterstützung aus den Instrumentalreihen baden geht.
Aber auch wenn das Orchester Klasse ist, heißt das noch nicht, dass man harmoniert. Auch machen Künstler manchmal den Eindruck, als seien sie diesmal und gerade erst eingeflogen, um mit diesem Orchester was zu vollbringen. Das Ergebnis ist trotzdem nicht schlecht, denn Klasse setzt sich durch.
Eine neue Stufe von Harmonie und Orchester indes bot sich den Zuschauern und Zuhörern in Halle: als ob La Voce Strumentale und Julia Lezhneva EINS wären. Da ist nicht nur Harmonie, da ist Ineinanderaufgehen, blindes dem Anderen Vertrauen, eine förmliche Verschmelzung zweier ganz großer, von ihrer Musik und ihrer Mission, diese unters Volk zu bringen, erfüllten Künstlerkörper. Und was da herauskommt, kann man sich sicher vorstellen. Kurzum: es war das, was man üblicherweise von Lezhneva schon Erstklassiges hört, potenziert in der (mindestens) dritten Potenz.
Beschreiben kann man das fast nicht, man muss es erleben. Sehen und hören. Da kann man nur hin und weg sein. Der Rezensent ist es ganz sicher. Noch immer!
Ein Höhepunkt des Abends war dann ganz sicher noch, dass der maravillöse Geiger und Leiter des Ensembles "La Voce Strumentale" - Dmitry Sinkovsky - auch noch in hohe Countertenor-Höhen aufsteigt und mit Lezhneva ins Duett einsteigt. Die beiden verstehen sich blind - und das Orchester schmiegt sich diesem einen, vereinten Körper geschmeidig an.
Der Wahnsinn!
Einen längeren Mitschnitt gibt es noch nicht, das das wird hoffentlich bald nachgeholt. Hier ein paar Einblicke
https://www.youtube.com/watch?v=ovo803YWM3M
Julia Lezhneva & La Voce Strumentale in Budapest 10.April 2016
Julia Lezhneva & La Voce Strumentale in Budapest 10.April 2016
https://www.youtube.com/watch?v=LfASzaSyjbk
Wo holt sie ihre Stimmgewalt nur her? Die Nachtigall aus St. Petersburg macht ihrem Namen alle Ehre - und bringt den Saal, hier die Konzerthalle Ulrichskirche in Halle zum Toben
Auch im Bild kann man einen Anflug der absoluten Harmonie erkennen, aber man muss es hören, wie hier Orchester, Counter und Sopran zu etwas ganz Großem, Einmaligem verschmelzen
Bilder (c) Stiftung Händel-Haus Halle
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